Ablauf oder Überlauf bei Starkregen?
Wenn es sehr lange stark regnet, dann läuft das Wasser beim Vollausbau permanent durch - und zwar ungedrosselt und mit voller Wucht (38 m3/s). Ebenfalls wird das Gebiet Mettlen, wenn die Ausleitstelle Mettlen erstellt wird, ab einer Wassermenge von 29 m3/s überflutet.
Bei heftigem Niederschlag füllt sich das Rückhaltebecken, das Wasser läuft aber konstant dosiert ab (max. 15 m3/s), so dass es vom untenliegenden Dorfbach ohne Überschwemmungen oder als reissender Fluss aufgenommen werden kann.
Das Rückhaltebecken dient dazu, die Spitze zu brechen. Das Volumen ist für ein 100-jähriges Hochwasser ausgelegt.
An beiden Rückhaltebecken hat es ein Freibord (Sicherheitshöhe) von 70cm, das weiteres Wasser zurückhalten wird und die Zeit bis zu einem allfälligen Überlauf des Damms verlängern wird.
Sowohl das Becken wie auch der Dorfbach verfügen über Reserven, welche grössere Niederschlagsmengen zu einem gewissen Grad auffangen können.
Die Wettermodelle, Berechnungen, Erfahrungswerte, historische Daten etc. zeigen, dass mit einer maximalen Regendauer beim Dorfbach von 84 Min. und beim Chellbach von gut 50 Min. zu rechnen ist. Mit einem Überlaufen des Damms ist somit nicht zu rechnen.
Gemäss Aussagen der Gemeindevertreter am Infoanlass vom 22.10.24, würde die Gemeinde ebenfalls einen Damm erstellen, nur kleiner, falls Abfluss von 40m3/s nicht reichen würde.
- Hochwasserschutz erfüllt die Vorgaben des Kantons und Bundes – Der Kanton sagt: Der Teilausbau des Dorfbaches mit Retention ist machbar und bewilligungsfähig. Der Kanton macht keine leichtfertige Zusicherung zu einem Projekt.
- Vorgabe HQ 100 Hochwasser dauert gemäss Vorgaben für die Berechnungen des Kantonalen Wasserbauamtes entsprechende Zeit -> Retention mit Teilausbau wird diese Menge Wasser auffangen/ableiten
- Das Bachvolumen hat 70cm Freibord -> grösseres Volumen, das für die Sicherheit + als Reserve für Mehrmengen gebaut wird.
Rückhaltebecken / Dammhöhe / Erscheinungsbild
Das Rückhaltebecken wird begrünt sein. Die 15m Dammhöhe ab Dorfbach mögen hoch klingen. Die Dammhöhe 15m ist ab Bachsohle gemessen. Die Oberdorfstrasse ist an dieser Stelle 2.5-3.0m höher als die Bachsohle gelegen.
Im Gelände ausserhalb des Dorfes modelliert sind die Auswirkungen nicht immens und stören das Dorfbild nicht, da diese Stelle vom Dorf nicht direkt eingesehen werden kann.
Als Beispiel dienen die Fotos des Rückhaltebeckens vom Jonenbach (Kt. ZH), welcher sogar 18m hoch ist.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochwasserr%C3%BCckhaltebecken_Jonenbach)
Video des Kantons Zürich zum Hochwasserrückhalt: https://www.youtube.com/watch?v=mwAW4LyVSqs
Es entsteht kein Stausee. Das Rückhaltebecken hält in extremen Hochwassersituationen jeweils für einige Stunden das Wasser zurück und entleert sich gedrosselt und kontrolliert wieder. Normal ist das Hochwasserrückhaltebecken leer und als Hügel erkennbar. Wasser wird nur bei grossen Niederschlägen angestaut. Die Flächen innerhalb des Beckens können landwirtschaftlich genutzt werden.
Das Rückhaltebecken ist nicht gefährlich. Ansonsten hätten der Kanton und der Bund das Projekt nicht als bewilligungsfähig eingestuft. Zudem unterliegt dieser nicht der Stauanlagenverordnung, was an einem früheren Infoanlass vom Kanton bestätigt wurde. Weiter gäbe es kaum solche Dämme (z.B. Kanton Zürich oder der Rheindamm im Kanton SG), wenn sie so gefährlich wären.
Kosten
Auch wenn die Variante Teilausbau mit Retention auf den ersten Blick teurer ist, ist unser Projekt präziser gerechnet, es wurden mehr Massnahmen eingeplant und mehr Überlegungen (bspw. Ökologie getroffen).
Die Kosten der Gruner AG gemäss Kostenvergleich von der Infoveranstaltung vom 22.10.2024 werden infrage gestellt, wie es auch ein Anwesender an der Orientierungsversammlung sagte. Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb der Posten "Wasserbau inkl. Brücken" bei der Variante Teilausbau um 2,7 Mio. teurer ist, obwohl beim Projekt Vollausbau mehr Brücken betroffen sind sowie mehr Aushub gemacht wird.
Z.B. Warum kosten die kleineren Brücken beim Teilausbau (6414.-Fr/m2) mehr als die grösseren Brücken beim Vollausbau (4045.—Fr./m2)?
Beim Kostenvergleich zwischen Vollausbau-Teilausbau wird nicht mit gleichen Einheits-Preisen pro m1 / m2 / m3 gerechnet!
Beim Vollausbau kommen noch weitere Kosten dazu, welche bis heute unbekannt sind, bzw. in den Kostenberechnungen der Gemeinde nicht ausgewiesen sind. Beispiele:
- Ausleitstelle ab 29m3/s in Mettlen (wiederkehrende Kompensationszahlungen im Ereignisfall).
- Objektschutzmassnahmen bei zwei Gebäuden.
- Rückführmassnahmen.
- Ersatzberechtigungen durch Bachprojekt bei gefährdeten Grundwasserwärmepumpen von Liegenschaften.
- Ersatzberechtigungen durch mögliche Schäden von Absenkungen.
- Der Projektgruppe sind keine Pläne bekannt, welche Dimensionen der Holzrückhalt beim Pfadibrüggli habe wird und wie dieses Bauwerk mit einem Investitionsvolumen von CHF 450'000.- gestaltet wird.
- Der Aufwand für die Geschiebeentfernung im Bach ist beim Vollausbau grösser.
Die Kosten des Projektes Teilausbau mit Rückhaltebecken basieren auf einem vollständigen Vorprojekt mit Berichten, Plänen und einem Kostenvoranschlag. Das Projekt des Vollausbaus basiert auf dem Vorprojekt aus dem Jahr 2018. Es wurde punktuell aktualisiert. Berichte, Pläne und Kostenvoranschlag sind nicht vollständig durchgängig.
Landkosten
Frage: Weshalb sind die Landkosten fast gleich hoch in der Kostenberechnung?
Antwort: Die Landkosten bewegen sich bei beiden Varianten im gleichen Bereich, weil die Preise pro Quadratmeter unterschiedlich sind.
Der Preis für Grün- oder Landwirtschaftszone (Fr. 30.-/m2) ist tiefer als der Preis für Land in der Wohn- und Kernzone (Fr. 300.-/m2). Für Wald werden voraussichtlich Fr. 2.-/m2 bezahlt. Zu beachten ist, dass der Preis für Landwirtschaftsland vorgegeben ist. Im Bereich der Wohnzone gibt es Spielraum, was die Preise angeht.
Quelle: Ausführliches Gutachten über den Hochwasserschutz am Dorfbach Zuzwil, Seite 16, Punkt 6.3.
Landbedarf
Das Projekt Teilausbau benötigt rund 5'600 m2 Fläche, der Vollausbau rund 6'700 m2 im Dorf.
Das für das Projekt Teilausbau benötigte weitere Wiesland/Weideland kann nach dem Bau des Rückhaltebeckens wieder genutzt werden. Waldflächen müssen teils mit Ersatzaufforstungen andernorts ersetzt werden.
Zu beachten ist auch, dass mit dem Bau des Dammes sogar mehr nutzbare Fläche entsteht. Das Gelände wird ausgeebnet und im Bereich des Durchlasses gibt es eine neue, bewirtschaftbare Fläche.
Das Projekt Vollausbau benötigt bei den Grundeigentümern im Dorf wesentlich mehr Land als das Projekt Teilausbau, da der Vollausbau mit der zurzeit unbekannten Mehrgrösse breiter und tiefer wird (neu 38m3/s anstelle den geplanten 33m3/s).
Die Projektgruppe hat darauf geachtet, über den ganzen Bachverlauf die Auswirkungen für die Grundeigentümer so gering wie möglich zu halten und alternative Lösungen gesucht (bspw. im Bereich von Landwirtschaftsland den Bach eher auf das Landwirtschaftsland "geschoben", anstatt in die Gärten der Häuser, Zufahrten oder Parkplätze, usw.).
Quervergleiche - Bachbreite und -tiefe
Bei unserem Projekt wird der Bach weniger breit und weniger tief. Beispiele aus den Querschnitten:
Höhe Dorfmarkt:
Breite Vollausbau: 5,95m / Breite Teilausbau: 4,35m
-> Teilausbau braucht 1,60m weniger
Tiefe Vollausbau: 2.86m* inkl. Mehrtiefe 38m3/s gemäss **
Tiefe Teilausbau: 1,81m
-> Teilausbau ist 104cm weniger tief (kein Graben)
Abfluss Vollausbau: 36m3/s
Abfluss Teilausbau: 15m3/s
-> Teilausbau hat geringeren Abfluss (kein gefährlicher Fluss)
Aushub Vollausbau: 8,8m2
Aushub Teilausbau: 2,1m2
-> Teilausbau benötigt weniger Aushub (weniger Eingriff)
Höhe Postweg:
Breite Vollausbau: 8,60m* + Mehrbreite 38m3/s
Breite Teilausbau: 8,17m
-> Teilausbau braucht 43cm + Mehrbreite 38m3/s weniger
Tiefe Vollausbau: 3.01m* inkl. Mehrtiefe 38m3/s gemäss **
Tiefe Teilausbau: 2,12m
-> Teilausbau ist ca. 89cm weniger tief (kein Graben)
Abfluss Vollausbau: 38m3/s
Abfluss Teilausbau: 15m3/s
-> Teilausbau hat geringeren Abfluss (kein gefährlicher Fluss)
* Die Zahlen der Gruner AG beim Vollausbau in der Präsentation sind nicht bis zur Wasserlinie gerechnet, weshalb wir die richtigen Zahlen verwenden.
** Mehrtiefe von 33m3/s auf 38m3/s = 25cm gemäss Aussage von Hr. Adrian Baumgartner Gruner AG an der Orientierungsversammlung
Können allenfalls Schäden infolge möglicher Grundabsenkungen/-veränderungen entstehen?
Brücken
Beim Teilausbau-Projekt sind weniger Brücken tangiert.
- Ersatzbau: Vollausbau: 12 / Teilausbau: 11
- Bestehende Brücken anpassen: Vollausbau: 4 / Teilausbau: 1
- Brücken ohne Massnahmen: Vollausbau: 0 / Teilausbau: 2
- Aufhebung Brücken: Vollausbau: 0 / Teilausbau: 2
Belasteter Standort
Belasteter Standort müsste beim Teilausbau saniert werden, beim Vollausbau aktuell noch nicht. Aber wann ist dies soweit, dass trotzdem saniert werden muss?
Aktuell hat die Deponie Anzeichen von Geländeverschiebungen (z.B.: Säbelwuchs an Bäumen). Grundwasserspiegel aktuell unterhalb der Schadstoffe PAK. Es zeichnet sich gemäss Aussage von Felix Sager, Grundbauberatung, eine leichte Instabilität ab. Somit muss in Zukunft vermutlich die Deponieböschung saniert werden.
Zur Erstellung einer Kostenverfügung/Aufteilung der Kosten für die Deponiesanierung muss eine historische Aufarbeitung der Deponie gemacht werden. Es ist zu klären wer hat was abgelagert. Die Kosten für die Deponiesanierung sollen möglichst gemäss Verursacherprinzip abgewälzt werden können. Evtl. führt dies dann zu tieferen Kosten für das Projekt Teilausbau.
Die vorherige und teils jetzige Generation haben diesen belasteten Standort zu verantworten. Diesen wollen wir jetzt beseitigen und nicht unseren nachfolgenden Generationen überlassen.
Im Moment interessiert PAK (polyzyklische-aromatische-Kohlenwasserstoffe), da diese als "ortsgebunden/stabil" gelten, für eine allfällige Altlastsanierung nicht. Auch PFAS hat bis vor wenigen Wochen niemanden interessiert, bis die Berichterstattung im St. Galler Tagblatt erschienen ist. Nun kommt dieses Thema bis nach Bern, wo kantonale oder gar nationale Programme für Sanierungsmassnahmen gefordert werden. Vielleicht ist dies bei PAK irgendwann gleich. Die Umweltgesetze werden laufend verschärft. Dann müsste so oder so saniert werden.
Wenn man die Altlastensanierung von 3,1 Mio nicht ins Projekt Teilausbau einrechnet, sind es statt 21,1 Mio noch 18 Mio.
Grundwasser
Aktuell wirkt der Bach infiltrierend für das Grundwasser: Wasser aus Bach geht ins Grundwasser.
Bei einer massiven Tieferlegung des Baches, wie es das Projekt Vollausbau vorsieht, wird die Versickerung sowie der Lauf der Grundwasserströme beeinflusst. Wird die Grundwasserlage sinken oder steigen? Was für Auswirkungen hat der Eingriff ins Grundwasser? Wir wissen es nicht.
Sicher aber werden Grundwasserwärmepumpen gefährdet. Davon sind mindestens zwei an der Poststrasse gefährdet. Eventuell auch noch weitere.
"Eine Wärmenutzung an der Ringstrasse, die Notwasserfassung Grünegg und Quelle Weieren sollen kaum gefährdet sein." Sollen?!? Wir wissen es nicht mit Sicherheit.
Beim Projekt Teilausbau bestehen diese Gefahren einer Veränderung der Grundwasserströme weniger, da die bestehende Bachtiefe nur leicht vertieft wird.
Ökologie
Das Projekt Teilausbau mit Rückhaltebecken legt sehr viel Wert auf ökologische Massnahmen wie:
- Fischdurchgängigkeit
- Vernetzung und Aufwertung der Lebensräume für Tiere und Pflanzen
- Kaum Störung des empfindlichen Ökosystems am und im Bach durch sanftere Eingriffe
- Renaturierungen
- Ökologische Begleitmassnahmen wie Uferböschungen und Aufwertungen
- Schutz vor schädlichen Einflüssen und Erwärmung durch die Bepflanzung des Bachlaufs mit Bäumen, welche vor einer Erhitzung des Gewässers im Sommer schützen können.
Beim Projekt Vollausbau 2018 (Abstimmung 2019) waren diese Überlegungen weit weniger einbezogen bzw. wurden für den Abstimmungskampf 2024 auf einer reinen Fantasiebasis eingefügt. Dass das Projekt Teilausbau ökologischer ist, attestierte an der Informationsveranstaltung vom 22.10.2024 sogar der Kanton auf eine Frage aus dem Publikum.
Was sind die markanten Unterschiede?
Die Rahmenbedingungen zur Leistung des Hochwasserschutzes hat sich geändert. Die zugrunde liegende Hochwassermenge ist von 33m3/s auf 38m3/s gestiegen, Baukostenansätze sind höher, die Bauteuerung ist höher und einige Bauwerke am Bach kommen näher an ihr Lebensende.
Das Projekt Teilausbau sieht eine Ganzheitlichkeit auf der ganzen Länge des Dorfbaches vor. Dabei werden auch Bauwerke, die an ihr Lebensende kommen ersetzt. Der Teilausbau setzt auf einen "Neubau" des Bachs auf die gesamte Länge und kein "Flickwerk".
Im Dorfkern kann ein deutlich weniger einschneidender Teilausbau ohne Kanal-Graben umgesetzt werden. Dadurch kann im Dorf attraktiver Lebensraum beibehalten werden. Zudem wird der Dorfbach erlebbar gemacht mit einem Zugang, ein schöner Platz zum Verweilen. Im Jahr 2019 ist das «Kanalprofil» des Vollausbaus kontrovers diskutiert und abgelehnt worden, was im Vollausbau mit Mehrgrösse wieder so ist.
Kernelement beim Teilausbau sind die zwei Rückhaltebecken am Dorfbach und Chellbach.
Entfällt die beim Projekt Vollausbau geplante Ausleitung im Bereich Mettlen? Oder kommt sie doch noch? Wir wissen es nicht.
Und zum Schluss noch dies:
Der benötigte Holzrückhalt beim Projekt Vollausbau kommt beim Pfadibrüggli hin. Kostenpunkt: Fr. 450'000.-. Man weiss allerdings nicht, welche Dimensionen dieser Holzrückhalt haben und wie dieses grosse Bauwerk gestaltet wird. Es gibt keine offiziellen Pläne. Allenfalls muss auch das noch nicht so alte Pfadibrüggli weichen. Der Anblick dieses Bauwerks ist unklar.